KI (Künstliche Intelligenz) – ein Interview – Teil 3

Viele Vorteile, aber auch viele Vorurteile – Gedanken zur Künstlichen Intelligenz (KI). Ein Gespräch mit Andreas Spitzer, Softwareentwickler und KI Enthusiast im TRIBARteam. Teil 3.

 

Welche Trends sehen Sie in Sachen Künstlicher Intelligenz?

 

Damit stellen Sie eigentlich die Kernfrage, es geht um meine Grundeinstellung zum Thema: KI ist ein Trend, aber noch kein Trendsetter. Oder klarer ausgedrückt: KI ist kreativ im Sinne des Verstehens, Erschaffens und Entstehens, unter dem Aspekt der Innovation muss sie sich noch beweisen. KI benötigt darin noch viel Potenzial und neueste Fortschritte in diesem Bereich bieten lediglich Verbesserungen und nicht unbedingt bahnbrechende Ideen.

 

Die Entwicklung des Sprachmodells GPT-4 z.B. ist derzeit zwar im Gange und die Anzahl der Parameter im Vergleich zu früheren Versionen wurde erheblich erhöht. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass die Entwicklung von KI-Modellen ein kontinuierlicher Prozess ist und dass die Fortschritte, die in Zukunft erreicht werden, die Möglichkeiten der KI erweitern und ihre Fähigkeiten verbessern werden. Es ist jedoch wichtig, realistisch zu bleiben und zu erkennen, dass die KI noch lange nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft hat.

 

ChatGPT ist ein AI-Modell, das auf vorhandenen Trainingsdaten basiert und nicht in der Lage ist, aktuelle Daten wie das heutige Datum oder aktuelle Umstände zu erfassen. Es kann auf Fragen, die solche Kontexte betreffen, nicht zuverlässig antworten. Der nach Alan Turing benannte Turing-Test ist dafür gedacht, die Fähigkeit eines Systems zur Imitation des menschlichen Denkvermögens zu bestimmen, was chatGPT auch nicht kann. Es kann jedoch auf Basis seiner Trainingsdaten auf Fragen und Anfragen antworten und somit eine Art von Kommunikation mit dem Anwender aufnehmen. Wenn ich z.B. über mein Geburtsdatum im Chat informiere und dann nach meinem Alter frage, wird die Richtigkeit der Antwort davon abhängen, wie alt die Wissensbasis ist. Oder noch konkreter, wenn ich das System nach dem heutigen Datum frage, gibt es ehrlicherweise zu, dass es das nicht kann. Es antwortet freundlich mit „Ich bin ein AI-Modell und mein letzter Wissensstand ist von …, ich kann nicht sagen welches Datum wir heute haben. Aber …“

 

Man muss also an den Algorithmen selbst etwas drehen. „Genetische Algorithmen“ sind ein vielversprechender Ansatz in der KI-Forschung, weil sie die Idee der natürlichen Evolution auf die Entwicklung von Algorithmen anwenden. Diese Algorithmen verbessern sich selbst, indem sie auf Erfahrungen aus vergangenen Interaktionen lernen. Sie werden oft als „evolutionäre Algorithmen“ bezeichnet, weil sie dem Prinzip der natürlichen Evolution ähneln. In der natürlichen Evolution kämpfen Individuen um Ressourcen und diejenigen mit den besten Anpassungen überleben und reproduzieren sich. In der KI passiert dasselbe, jedoch mit Algorithmen anstatt von Lebewesen. Die Algorithmen, die am besten abschneiden, werden ausgewählt und ihre Merkmale werden an die nächste Generation weitergegeben. Auf diese Weise werden die Algorithmen im Laufe der Zeit immer besser und effizienter.

 

Sie sind Softwareentwickler, also ganz nah dran am Thema. Welche Rolle spielt KI bei TRIBAR? (oder: Wie setzt TRIBAR KI ein?)

 

Ich finde es noch einmal wichtig zu betonen, dass die Auswahl des richtigen Lernverfahrens und der „richtigen“ Trainingsdaten entscheidend für den Erfolg ist. Bei TRIBAR waren wir bereits früh in der Entwicklung von KI-Technologien involviert. Mit „Brainware“, einer Entwicklungsumgebung für Neuronale Netze verschiedenster Lernverfahren und Architekturen, haben wir seit 1996 eine Menge Erfahrung in der Anwendung von KI in verschiedenen Branchen gesammelt. Heute verwenden wir Open-Source-Bibliotheken wie Tensorflow, um die Eignung von großen Datensammlungen für die Verarbeitung durch KI in spezifischen Kontexten und Fragestellungen zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen. Es ist erwähnenswert, dass durch die Verwendung von Open-Source-Bibliotheken und die breite Unterstützung von Hardware die Möglichkeiten der Anwendung von KI für Unternehmen und Kunden zunehmen werden. Hier können wir wesentliche Unterstützung in der Entwicklung neuer Produkte unserer Kunden leisten. Darüber hinaus hängt der Erfolg eines Unternehmens oder Produkts, das künstliche Intelligenz einsetzt, nicht nur von der Verwendung von KI selbst ab. Der Einsatz von KI alleine garantiert noch keinen Erfolg. Erst in Verbindung mit anderen Werkzeugen und Technologien, die einen Mehrwert für den Anwender schaffen, kann KI zu einem erfolgreichen Ergebnis führen.


Ein Beispiel dafür, dass es nicht nur auf die KI-Technologie ankommt, sondern auch darauf, wie sie in den Gesamtkontext eingebettet wird, ist die Errungenschaft des Streaming-Dienstes Spotify. Der Erfolg basiert nicht nur auf der Möglichkeit, durch KI personenbezogene ähnliche Musikempfehlungen zu geben, sondern auch darauf, dass der Player in der Lage ist, die empfohlene Musik ohne erhebliche Verzögerungen (also ohne Komplettdownloads) abzuspielen, das „Streamen“ als die dahintersteckende Grundidee schlechthin. Dazu kommt die vermarktungsfähige Grundidee der individuellen Playlist. Dies entspricht dem Microsoft-Motto: „Ich habe es gemacht“. Auch hier ist wieder der Grundsatz zu finden: Nicht-Profis schaffen mit der Veröffentlichung der Playlists für Gleichgesinnte interessante Contents.

 

Anregungen und Gedanken zur KI? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.

 

Weiterführende Informationen:

 

(1) DIE IDEE: Podcast des NDR mit Norbert Grundei: #36: Was kann die künstliche Intelligenz, Prof. Peter Kabel? – Link zum Podcast

(2) „This actress does not exist“ – Interaktive Veranstaltung des FFF Bayern im Rahmen des 37. Filmfest München – Link zur Aufzeichnung auf Facebook

(3) „Alita: Battle Angel“ – Spielfilm USA, 2019 von Robert Rodriguez –  Link zum Wikipedia-Eintrag

 

Bildcredits: KindelMedia auf pexels.com

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